Kaleidoskop der beruflichen Realitäten der Stadt Frankfurt am Main

Frankfurt am Main ist – wie kaum eine andere Stadt in Deutschland – ein Ort immenser sozialer Gegensätze. Die Elite der Finanzindustrie steht einer großen Bevölkerungsgruppe entgegen, die die horrenden Mieten der Mainmetropole nicht aufbringen kann. Das Stadtbild spiegelt diese Entwicklung wieder. Der große Teil der innenstadtnahen Wohnbezirke ist selbst für den Mittelstand unbezahlbar. Soziale Separierung wird durch Gentrifizierung verstärkt. Auch viele Zugezogene sind dazu gezwungen, in Randlagen und Nachbarorten zu wohnen. Medial ist die Stadt in erster Linie als Bankenmetropole im Blickfeld. Frankfurt hat seine bürgerliche Tradition gewissermaßen eingebüßt. Dabei verweisen die historischen Wurzen der Goethe-Universität auf die besondere Verbindung der Stadt Frankfurt und ihrer Bürger zu ihrer Universität, die nicht auf Initiative eines Monarchen, sondern durch das Bestreben einer aus der Mitte der Gesellschaft heraus entstandenen Bewegung gegründet wurde. Dies unterscheidet die Goethe-Universität von anderen Hochschulen Deutschlands. Es bietet sich an, die Bedeutung dieser bürgerlichen Tradition gerade im Zuge des 100-jährigen Jubiläums stärker ins Bewusstsein der Frankfurter Bürger zu rufen.

Sowohl der Stadt als auch der Universität wird eine erschlagende Anonymität unterstellt, ein unbeteiligtes Nebeneinander der dort Lebenden und Studierenden. Diesem scheinbaren Zustand etwas entgegenzustellen, ist Antrieb und Grundgedanke unseres Projekts. Konzentrieren werden wir uns dabei auf die gedankliche Barriere zwischen Akademikern und Nicht-Akademikern, die in unterschiedlichen Lebensverhältnissen, aber in der gleichen Stadt wohnen und eine häufig von Vorurteilen geprägte Beziehung zueinander haben. Wir möchten eine Brücke zwischen den Bürgern Frankfurts und den Studierenden der Goethe-Universität schlagen, möchten Kontakt zu den Menschen aufnehmen, die die Stadtgesellschaft mindestens ebenso prägen wie die Banker in den Glastürmen Frankfurts, wenngleich ihnen medial weniger Aufmerksamkeit geschenkt wird.

Ein Kaleidoskop der beruflichen Realitäten der Stadt Frankfurt am Main zu erarbeiten, ist unser erklärtes Ziel. Wir nehmen als Studierende Kontakt zu Vertretern von Berufsgruppen auf, die mit der Institution der Universität nie in Berührung kamen und wollen so den Begriff der Bürgeruniversität wörtlich nehmen, eine Brücke zwischen Studierenden und Nicht-Studierten Bürgern der Stadt bauen. Dabei sollen gegenseitige Vorurteile abgebaut und die unterschiedliche Wahrnehmung dieser in voneinander stark abweichenden Lebensrealitäten Lebenden herausgearbeitet werden.

Dieses Projekt erhebt aber auf keinen Fall den Anspruch auf Vollständigkeit, sondern kann nur die Realitäten darstellen, wie sie in Einzelfällen existieren. Nicht mehr, aber auch nicht weniger ist unser Ziel!